Forschungszentrum Nachbergbau
Filtern
Dokumenttyp
- Wissenschaftlicher Artikel (14)
- Buch (Monographie) (2)
- Konferenzveröffentlichung (2)
- Bericht (1)
Sprache
- Deutsch (15)
- Englisch (2)
- Mehrsprachig (1)
- Spanisch (1)
Volltext vorhanden
- ja (19)
Gehört zur Bibliographie
- nein (19)
Schlagworte
- Nachbergbau (12)
- Grubenwasser (3)
- Agenda 2030 (2)
- Post-Mining (2)
- Transition (2)
- Archiv (1)
- Bergbau (1)
- Beschäftigungsimpulse (1)
- China (1)
- Energiewende (1)
Institut
Das Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) in Bochum hat seit 2019/2020 sein Forschungsspektrum deutlich erweitert. Teil dieses Spektrums ist nunmehr auch der neue Forschungsbereich „Reaktivierung und Transition“. Schwerpunkte des Forschungsinteresses bilden hier die Themen Flächenentwicklung und Regionalpolitik, sozioökonomische Aspekte sowie Governance des Nachbergbaus. Hier stehen also weniger natur-, geo- und -ingenieurwissenschaftliche Fragen im Mittelpunkt, als vielmehr – wenngleich im Forschungszentrum interdisziplinär mit den vorgenannten Disziplinen verbunden – wirtschaftswissenschaftliche und -geografische, raumplanerische und politische Fragen im Zusammenhang mit dem Nachbergbau. Der nachfolgende Beitrag gibt einen Überblick zu den aktuellen Arbeiten in diesem Forschungsbereich sowie den absehbaren künftigen Stoßrichtungen der Forschung.
Durch den für Deutschland und nicht nur dort beschlossenen Kohleausstieg mit der Folge entsprechender Wertschöpfungs- und Arbeitsplatzverluste rund um die Kohlegewinnung und -nutzung stellt sich zugleich die Frage, wie für die Regionen des Kohle-Nachbergbaus hinreichende neue Beschäftigungsimpulse gesetzt werden können. Die Antwort der Bundesregierung besteht in dem parallel zum energiepolitischen Kohleausstiegsgesetz beschlossenen milliardenschweren Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen, das bis 2038 rd. 40 Mrd. € an staatlichen Finanzhilfen bereitstellt. Dies zielt in erster Linie auf staatliche Infrastrukturmaßnahmen. Unterbelichtet bleiben dabei direkte Anreize für beschäftigungswirksame privatwirtschaftliche Investitionen, wie eine Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) mit Blick allein auf die Braunkohlenregionen beklagt hat, in der gleichzeitig etliche konkrete Vorschläge genau zu diesem Zweck unterbreitet worden sind. Das IW stellt seine Vorschläge von Steuererleichterungen über besondere FuE-Förderung bis zu vereinfachter „smarter“ Regulierung allerdings unter die hierzulande schon allein ordnungspolitisch problematische Überschrift „Sonderwirtschaftszone“ und unterstreicht den Testfeldcharakter seiner Vorschläge. Zusätzliche, auf diverse Erfahrungen gestützte Beschäftigungsimpulse für Kohle-Nachbergbauregionen können indessen aus der jüngsten US-Debatte über „place-based policies“ abgeleitet werden. Danach sind etwa spezifische Beratungs- und Qualifizierungsangebote für Unternehmen meist investitions- und beschäftigungswirksamer als rein finanzielle Anreize. Das wiederum hat zugleich große Bedeutung für die regionale sozioökonomische Stabilität.
Auf der Annual Conference der Society for Mining, Metallurgy and Exploration (SME) im Februar 2020 in Phoenix, Arizona/USA stand die Auseinandersetzung mit dem Begriff „Social Licence to Operate“ in einem besonderen Fokus. Der Titel der Keynote-Session der Jahrestagung lautete „Die Aufgabe der Führungskräfte im Management von Aufbereitungsabgängen: Wie sichern wir die öffentliche Akzeptanz für unser operatives Geschäft“ (The Executive’s Role in Tailings Management: Preserving our Social Licence to Operate).
Angesichts der jüngsten Havarien an Dämmen von Schlammteichen muss sich der Bergbau selbst die Frage nach seiner Reputation und seiner „Social Licence to Operate“ oder anders ausgedrückt, seiner Betreiberverantwortung bzw. seiner Akzeptanz in der Öffentlichkeit stellen. Einer der letzten großen Störfälle ereignete sich im Januar 2019 nahe der brasilianischen Stadt Brumadinho. Die Schlammlawine des Eisenerztagebaus Córrego do -Feijão forderte mehr als 270 Opfer und die Umwelt wurde mit einer Schlammmenge von fast 12 Mio. m3 belastet. Die intensive Auseinandersetzung mit den Fragen eines sicheren Betriebs von Tailing-Teichen verdeutlichte, dass die Unternehmen sich top down der Herausforderung stellen. Allen Verantwortlichen scheint bewusst zu sein, dass es ein „weiter so“ nicht geben kann und dass mit der Vergabe einer Bergbaulizenz durch den Staat eine bergrechtliche Bestellung einhergeht, die mehr umfasst, als die rein technischen Aspekte des Abbaus und der Verarbeitung.
Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, wie Bergbau im weitesten Sinn nachhaltig betrieben werden kann und welche Anstrengungen unternommen werden sollten, um die öffentliche Akzeptanz für bergbauliche Projekte im gesamten bergbaulichen Lebenszyklus zu gewährleisten. Die Ergebnisse zeigen, dass die soziale Betreiberverantwortung nur dann erreicht werden kann, wenn die (Bergbau-)Prozesse transparent offengelegt und integrierte, mittel- bis langfristige Geomonitoringmethoden angewendet werden.
Bergbauflächenvereinbarung (BBFV) RUHR – Untersuchung zur Wirksamkeit einer neuen Kooperationsform
(2021)
Die vergangene Bergbauindustrie hat langfristige Spuren in der Gebietsstruktur des Ruhrgebiets hinterlassen. Der verantwortungsvolle Umgang mit dem montanhistorischen Erbe im Sinne der nachhaltigen Regionalentwicklungen stellt eine große Herausforderung dar. Im Jahr 2014 haben die betroffenen 17 Kommunen und Kreise gemeinsam mit der Landesregierung Nordrhein-Westfalen, der RAG Aktiengesellschaft sowie dem Regionalverband Ruhr (RVR) die „Bergbauflächen-Vereinbarung | Vereinbarung zur vorausschauenden Revitalisierung bedeutsamer Bergbauflächen“ (BBFV) beschlossen. Sie bildet damit formell das Verständnis einer gemeinsamen regionalen Verantwortung, um eine nachhaltige Folgenutzung für regionalökonomisch und städtebaulich bedeutsame Bergbauflächen zu gewährleisten.
Wird ein Steinkohlerevier endgültig stillgelegt, entfällt auch die betriebliche Notwenigkeit, die Wasserhaltungsmaßnahmen weiterzuführen. Mit dem Abschalten der Pumpen kommt es dabei in der Regel zu einem Anstieg des Grubenwassers. Dieser Prozess kann sehr schnell vonstattengehen oder sich über mehrere Jahre bis hin zu Jahrzehnten erstrecken. Im Beitrag soll gezeigt werden, wie aus den in England und Frankreich gemachten Erfahrungen Lehren gezogen werden können für das Grubenwassermanagement in der Nachbergbauphase.
Hyperspektralerkundung zur Steigerung der Überwachung saurer Grubenwässer in Nachbergbauregionen
(2022)
Die sich kontinuierlich entwickelnden Hyperspektralsensoren sind
zu einem wichtigen Verbündeten bei einer Vielzahl von Anwendungen
in der Fernerkundung zur Überwachung verschiedener (natürlicher
und anthropogener) Ökosysteme und Prozesse der Erde geworden.
Die Prozesse, die innerhalb des Lebenszyklus des Bergbaus
auftreten, sind keine Ausnahme. Hyperspektralsensoren werden in
einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt, die von der Exploration
über den Betrieb bis hin zum Nachbergbau reichen. In dieser Arbeit
untersuchen die Autoren insbesondere den Einsatz von hyperspektralen
Methoden, um zur Überwachung eines der wichtigsten
Umweltphänomene beizutragen, mit denen viele Bergbaubetriebe
konfrontiert sein könnten: Acid Mine Drainage (AMD). Das Versagen
einer genauen Überwachung und Sanierung eines solchen
Komplexes führt zu langfristigen Auswirkungen auf Ökosysteme
und die menschliche Gesundheit, zusätzlich zu erheblichen
finanziellen Folgen und Reputationsschäden für die Betreiber.
Hyperspektrale Bildgebung stellt eine Lösung dar, um die Qualität
klassischer, geochemischer Analysen in kontaminierten Nachbergbauszenarien
zu verbessern, was die Gesamtgenauigkeit der
Überwachung erhöhen kann und häufige und multitemporale
Beobachtungen ermöglicht, um Risikobereiche zu erkennen und
schnelle Korrekturmaßnahmen zu ergreifen.
Mit der Agenda 2030 und der Formulierung von Zielen einer nachhaltigen Entwicklung ist der Prozess zur gleichwertigen Berücksichtigung sozialer, ökologischer und ökonomischer Aspekte bei der Planung und Umsetzung von Vorhaben jedweder Art fortgeschrieben worden. Eine wesentliche Rolle hat dabei die Dynamik eingenommen, die mit der zunehmenden Weltbevölkerung, der Globalisierung und der Bekämpfung des Klimawandels verbunden ist. Damit kommen Entwicklungen und Instrumente zum Tragen, die von der Rohstoffbranche nicht unbeachtet bleiben dürfen, da sie mit erheblichen Chancen und Risiken verbunden sind. Tatsächlich bedarf es für die Bereitstellung von Georessourcen einer neuen und den sich verändernden Rahmenbedingungen angepassten Justierung der operativen Tätigkeiten und der Kommunikation.
Nachhaltiges Grubenwassermanagement gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Nachbergbaus. Der Bericht stellt die vielfältigen Erfahrungen zusammen, die mit dem langfristigen und umweltverträglichen Umgang mit Grubenwasser in ausgewählten europäischen Steinkohlenrevieren gesammelt wurden. Die hydrogeologischen, bergbaulichen und wasserwirtschaftlichen Aspekte werden systematisch ausgewertet und standortspezifische Besonderheiten herausgestellt. Die Erkenntnisse helfen, den Grubenwasseranstiegsprozess zu veranschaulichen und ein vertieftes Verständnis zu schaffen.